BERLIN, 28. November 2019 /PRNewswire/ -- Vor hundert Jahren gründete der jüdische Theatermacher Max Reinhardt das Große Schauspielhaus – heute ist der imposante Nachfolge-Bau in Berlin-Mitte als Friedrichstadt-Palast weltbekannt. Der Gründer Reinhardt verlor wegen der Nationalsozialisten aber seine Wirkungsmöglichkeit in Deutschland. Der größte Show-Palast in Europa setzt nun anlässlich seines Jubiläums am 29. November ein Zeichen gegen Antisemitismus: Am Mittwoch hisste Intendant Dr. Berndt Schmidt eine imposante Flagge vor dem Gebäude mit dem Davidstern und der Aufschrift „Jewish Roots since 1919".
„Das Judentum wurde nach 1933 zu einer Frage über Leben und Tod. Wir wollen uns eindeutig zu unseren jüdischen Wurzeln bekennen", betonte Dr. Schmidt. Unter den Nationalsozialisten litten auch die beiden anderen Gründungsväter des Palastes, der Architekt Hans Poelzig und der jüdische Regisseur Erik Charell – auch sie büßten wegen der Nazis ihre Wirkungsmöglichkeit hierzulande ein.
In den hundert Jahren seit der Gründung durchlebte der Palast die gesamte jüngere deutsche Geschichte von den Goldenen Zwanzigern und dem Nationalsozialismus über den Zweiten Weltkrieg bis zur DDR und der Wiedervereinigung. „Das Erbe tragen wir in uns", sagte Dr. Schmidt. „Vor dem Hintergrund unserer Geschichte ist uns klargeworden, dass Freiheit ein hohes Gut ist, was schneller weg sein kann, als man glaubt. Deswegen lernen wir aus unserer Geschichte: einzustehen für Freiheit, Demokratie und Vielfalt."
„Wir wollen ein Zeichen der Solidarität für jüdisches Leben in Deutschland setzen", sagte der Intendant besonders mit Blick auf das Jahr 2019. Der Friedrichstadt-Palast stelle sich aus Überzeugung hinter Minderheiten, unterstrich der 55-Jährige. Dr. Schmidt verwies auf den rechtsextremen Terroranschlag in Halle im Oktober, dessen Ziel eine Synagoge am höchsten jüdischen Feiertag war.
Bereits seit Jahren setzt der Friedrichstadt-Palast deutliche Zeichen gegen Diskriminierung. Das Haus lädt Botschafter aus Ländern, in denen es Gesetze gegen Homosexualität gibt, nicht mehr zu den Premieren ein. Auch 2017 erregte Intendant Berndt Schmidt Aufsehen, als er sich nach dem Einzug der AfD in den Bundestag klar gegen Diskriminierung jeglicher Art aussprach. Damals waren die Folgen gravierend: Der Palast wurde Opfer einer Bombendrohung und musste mitsamt fast 2.000 Besuchern evakuiert werden. Auch Dr. Schmidt persönlich erhielt Morddrohungen.
Seit nunmehr hundert Jahren wagt der Friedrichstadt-Palast den Spagat zwischen Entertainment und politischer Haltung: „Wir waren schon immer Unterhaltung, aber mit Tiefgang", sagte Dr. Schmidt.
In den 1980ern musste der alte Palast abgerissen werden und wurde in seiner heutigen Form neu erbaut. Der Palast ist inzwischen mit 700.000 Gästen jährlich die meistbesuchte Bühne Berlins.
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